Foto: BRM Leipzig-Westsachsen/Celina Schramm

Regional = nachhaltig? Praxisworkshop und Diskussion zu Nachhaltigkeitskriterien in der Landwirtschaft

Welche nachvollziehbaren und messbaren Kriterien können in der Bio-Regio-Modellregion Leipzig-Westsachsen (BRM) dazu beitragen, dass Maßnahmen zum Erhalt und Aufbau einer nachhaltigen Landwirtschaft auch die nötige Anerkennung erfahren? Darüber diskutierte das Bio-Regio-Management mit 10 Landwirt:innen und weiteren Fachakteur:innen am 20. März 2023 im Reußischen Hof in Thallwitz.

Nach einem kurzen Einblick in die Arbeit und die Ziele der BRM durch Bio-Regio-Manager Ludwig Hentschel, erläuterte Ulf Jäckel die Strategien des Kompetenzzentrums Ökologischer Landbau zur Stärkung nachhaltiger Landwirtschaft.

Anschließend verdeutlichte Clara Heider-van Diepen vom INL (Privates Institut für Nachhaltige Landbewirtschaftung GmbH), wie sie mit dem Analysetool REPRO mit einer Vielzahl wissenschaftlicher Indikatoren die Nachhaltigkeit von landwirtschaftlichen Betrieben bewerten und ging dabei der Frage nach, ob regional immer auch nachhaltig ist.

Im zweiten Teil der Veranstaltung bekamen die Teilnehmenden aufschlussreiche Einblicke in die Analyse mitgebrachter Bodenproben mit einfachen Mitteln. Laut Dietmar Näser, dem Mitbegründer der regenerativen Landwirtschaft im deutschsprachigen Raum, sollten alle Landwirt:innen diese nutzen, um die Bodengesundheit des eigenen Ackers zu fördern und die Mikrobiologie im Erdreich besser zu verstehen. Denn nur mit einem aktiven Bodenleben kann es gelingen, Humus aufzubauen und somit die „Basis für maximale Erntequalität bei hohen Erträgen, Klimaresilienz, wenig Unkräutern und Krankheiten“ zu schaffen, so Näser.

Dieser fachliche Hintergrund prägte auch die anschließende Diskussion zu möglichen Kriterien für eine nachhaltige Landwirtschaft in der Bio-Regio-Modellregion. Als Kriterien wurden u.a. die Ausnutzung der Vegetationsperiode, Humusaufbau, Stickstoffbilanz, Energieverbrauch, Wassereffizienz, soziale Kriterien der Gemeinwohlökonomie nach Christian Felber sowie Biodiversität vorgeschlagen. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass es kein statisches Modell sein solle, sondern mit der jeweiligen Ausprägung einzelner Kriterien Entwicklungsperspektiven für die Landwirt:innen aufgezeigt werden könnten. Auf diesen Transformationspfad könnten sich sowohl Landwirt:innen begeben, die bereits durch viele Maßnahmen zur nachhaltigen Landwirtschaft beitragen als auch diejenigen, die in diesem Bereich noch am Anfang stehen.

Daran anknüpfend wurde zusammengetragen, wie die Komplexität dieser Aspekte an die Endverbraucher:innen kommuniziert werden kann. Ein Ampelsystem würde der Komplexität der Kriterien nach Ansicht einiger Anwesender nicht gerecht werden. Andere Formen bedürften wiederum einer umfangreicheren Erklärung, die auch zur Überforderung bei der Kaufentscheidung führen kann. Wie genau also Kriterien einer nachhaltigen Landwirtschaft an Verbraucher:innen vermittelt werden können, muss noch weiter diskutiert werden.

Das Treffen in Thallwitz war für die BRM ein spannender Auftakt mit vielen kreativen Ideen aus der Praxis. Der Prozess zur Entwicklung sinnvoller Kriterien und eines gemeinsamen Leitbildes für die nachhaltige Landbewirtschaftung sowie den regionalen Vertrieb der Produkte wurde am 20. März angestoßen. Um zu abschließenden Ergebnissen zu kommen, wird es in Zukunft noch weitere Treffen und Workshops mit Expert:innen geben.

Wollen Sie Teil dieses Prozesses werden? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an: bioregio@ernaehrungsrat-leipzig.org

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