Grüne Berufe in der Bio-Regio-Modellregion

Die Stiftung Kraftwerk Hirschfelde lud am 01.12.2022 zu einem Fachabend zum Thema „Grüne Berufe in der Bio-Regio-Modellregion“ ein und griff dabei die Netzwerkarbeit des Regionalmanagements auf. Haben wir eine Stadt-Land-Kluft und müssen wir Stadt-Land-Brücken bauen? Oder stehen die Zeichen auf Kooperation und einem Miteinander, bei dem auf Augenhöhe kommuniziert wird?

Als Intro und Themengeber stand der Film „Der Bauer und der Bobo“ auf dem Programm, der die spannungsreiche Geschichte der zwei Österreicher Florian Klenk und Christian Bachler erzählt. Im sehenswerten Film von Kurt Langbein (u.a. Zeit für Utopien) treffen der Chefredakteur der Wiener Zeitschrift „Falter“, Florian Klenk, und der Biobauer Christian Bachler aufeinander. Erstmal wird heftig auf Facebook öffentlich gestritten, aber der Biobauer lässt sich nicht beirren und lädt den Wiener „Bobo“ auf seine Alm ein, um den Betrieb kennenzulernen und um natürlich die Lebenswelt und Perspektiven eines Kleinbauern zu verstehen. Gesagt, getan. Der Bobo kommt und Bauer Bachler nimmt ihn mit in seinen Arbeitsalltag und seine Welt, die zwar wunderschön und nachhaltig ist, aber auch wahnsinnig anstrengend und im schlimmsten Fall desillusionierend bis hin zur Insolvenz. Mehr soll hier nicht verraten werden!

Unsere Gäste, darunter einige Landwirte, Produzierende und Kleinbauern aus der Region, hatten zwar viel zu lachen, aber vor allem blieb das Thema der überaus schwierigen wirtschaftlichen Situation von Kleinbauern das Thema der anschließenden Gesprächsrunde. „“Unser grüner Beruf ist Selbstausbeutung mit der ständigen Gefahr, in der Schuldenfalle zu landen“, war da zu hören oder „Wenn Du es nicht schaffst eine Nische zu besetzen, kannst du gleich aufhören“. Wie auch soll man gegen die Wirtschaftskraft der „Großen“ bestehen? Zu wenig Fläche, zu wenig Kapital um den Preisen der großen Betriebe ebenbürtig begegnen zu können, zu wenig Personal, keine Zeit, um aufwändige Förderanträge zu stellen, keine Lobby in der regionalen Verwaltung und Politik. Der Frust ist groß. Zudem: regional wird hier in der Oberlausitz, wie auch vielerorts in Deutschland, nicht im Entferntesten genug angebaut, um von „Lebensmittelsicherheit“ sprechen zu können. Resilienz? Fehlanzeige. Zitat eines Gastes: „Die Strukturen sind auf Großbetriebe ausgelegt und mit der Menge an Bürokratie kommen wir Kleinen ebenso wenig zurecht, wie mit den explodierenden Kosten!“

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie schwer sich die künftige Nachwuchsgewinnung in den „grünen Berufen“ gestalten wird. Das gesamtgesellschaftliche Klima, eben auch die Stadt-Land-Kluft, die an diesem Abend konkret benannt und mit vielen Beispielen illustriert wurde, führt zu einer Abwertung der bäuerlichen Arbeitswelten. Nur durch eine verbesserte Kommunikation und intensiven Austausch können Betriebe in die Lage versetzt werden, auch weiterhin Ausbildungsbetrieb und Arbeitgeber im ländlichen Raum sein zu können. Gibt es eine Lösung? Was wäre denkbar? Ein Kleinbauer macht einen interessanten Vorschlag: „Der Landkreis könnte uns allein schon dadurch massiv unterstützen, wenn uns die zeitaufwändige Bürokratiearbeit abgenommen werden würde und wir den Landkreis als Partner in einer Genossenschaft oder Firma hätten, die Marketing, Verarbeitung und Verkauf organisiert!“.

Ist das realistisch? Das Regionalmanagement der Bio-Regio-Modellregion wird diese und weitere Impulse der Veranstaltung der Stiftung Kraftwerk Hirschfelde aufgreifen und in den Dialog mit den Partnern aus Verwaltung und Politik treten.

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