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- Rückblick: Betriebsbesuch Plagwitzer Markthalle
Plagwitzer Markthalle – Ort für Lebensmittelkultur im Leipziger Westen
Auf Einladung der Bio-Regio-Modellregion in Kooperation mit Konsum Leipzig fanden sich am 4. November über 20 interessierte Konsument:innen vor der Plagwitzer Markthalle ein. Ihre Erwartungen regionale Produkte und deren Erzeuger:innen kennenzulernen erfüllte Geschäftsführer Thilo Egenberger gern. Zunächst stellte er das Konzept des Ortes vor, an dem Vermarktung, Verkauf, Verarbeitung und Produktion vornehmlich regionaler Produkte einhergehen mit Genuss und verschiedenen Veranstaltungsformaten sowie der Förderung von Food-Startups in der Gründungsküche.
Zuerst lernten die Teilnehmenden den regionalen Lebensmittelgroßhandel Egenberger Lebensmittel kennen, in dem hauptsächlich Produkte von kleinen inhabergeführten Hersteller:innen angeboten werden und der ein Teil der Plagwitzer Markthalle ist. Dabei betonte er die Wichtigkeit einer lokalen Kreislaufwirtschaft, weshalb die meisten Produkte auch regional produziert, verarbeitet sowie hauptsächlich im Raum Leipzig und Halle vertrieben werden. Er regte mit seinem Appell, das eigene Verhältnis zu Produkten zu hinterfragen und Lieferkette zu überdenken, zum Nachdenken an. Nehme ich Produkte wie Honig, Kaffee und Schokolade als selbstverständlich oder als Luxusprodukte wahr? Und was bin ich bereit zu zahlen, wenn ich die Produktion, Wertschöpfung und Wege verstehe, die hinter den Produkten stecken? Begleitet von diesen Fragen im Hinterkopf informierte Egenberger über einzelne Produkte und deren Lieferketten in der Lager- und Verkaufshalle.
Anschließend wurden die Produktionsküchen besichtigt, die regelmäßig für die Herstellung eigener Egenberger Produkte sowie von Leipziger Produzent:innen genutzt werden und bei Bedarf auch gemietet werden können. Unter ihnen die Stötteritzer Werkstätten, in der Menschen mit psychischer Beeinträchtigung mit der Suppenproduktion einen sinnvollen Beruf ausüben können, Wertschätzung erfahren und Teil eines sozialen Gefüges sind, welches ihnen ein möglichst freies Leben und Arbeiten ermöglicht.
Das Food -Startup Edelsauer stellt vor Ort seine durch natürliche Fermentation entstehenden Produkte her. Dass Fermentiertes gut für das Mikrobiom und die Darmflora ist und bei der Verdauung unterstützend wirkt, ist mittlerweile in aller Munde. Mit Sauerkraut mit Oregano und Chili, fermentierter Beete als Brotbelag und Gewürzsoßen aus Resten der Lebensmittelverarbeitung bietet Edelsauer regionale Produkte an, um sich an Fermentiertem auszuprobieren. Besonders beeindruckend ist die Herstellung einer sojasoßenähnlichen Soße aus altbackenem Brot, die mit einer japanischen Fermentationsmethode hergestellt wird. Für die Herstellung der Soßen bezieht Edelsauer Gemüsereste von Landwirt:innen aus der Umgebung und Brotreste von Leipziger Bäckereien.
Danach wurde das Projekt Gründungsküche vorgestellt, in welchem Gründer:innen im Bereich Lebensmittelproduktion auf dem Weg von der Produktentwicklung, Herstellung in den Produktionsküchen bis zum Verkauf auf dem Samstagsmarkt unterstützt werden, sich austauschen und an fachlichen Workshops teilnehmen können.
Beendet wurde die Führung mit der Verkostung und Vorstellung von Brotaufstrichen und Raps- und Leinöl von Leipspeis, einem Leipziger Öl- und Brotaufstrich Produzenten. Die Idee für die Brotaufstriche und erste Rezepturen wurden in der damaligen WG-Küche des Gründers ausprobiert. Die Herkunft der Zutaten für die Brotaufstriche lässt sich auf der Etikettierung nachvollziehen und das Öl wird in der Ölmanufaktur in der Klingerstraße gepresst. An dieser Stelle der Hinweis darauf, dass am ersten Freitag im Monat in der Ölmühle Führungen anbietet und Raps- und Leinöl selbst gezapft werden können. Der nächstmögliche Termin ist der 1. Dezember.
Mit dem neugewonnenen Wissen lud der Samstagsmarkt im Anschluss zum Verweilen mit noch mehr regionalen Produkten ein. Seit 2018 kann man auf dem Samstagsmarkt an 15-20 Ständen regional, saisonal und unverpackt einkaufen. Mit erntefrischem ökologisch angebautem Gemüse und Obst, Fleisch- und Milchprodukten, zum Teil in der Markthalle produziertem Brot, Süßem und Herzhaftem für Zuhause oder zum Getränk vor Ort zieht der familienfreundliche Wochenmarkt viele Menschen aller Generationen an diesem sonnigen Herbsttag in und vor die Markthalle. Der direkte Kontakt zwischen Erzeuger:innen und der Kundschaft, die hohe Qualität und die ungezwungene Atmosphäre tragen maßgeblich zum Wohlfühlflair dieses Marktes bei.
Wir verfolgen gespannt die weiteren Entwicklungen und stehen mit den Macher:innen in der Plagwitzer Markthalle im Austausch. Zuletzt fanden im Café Hayai unsere Kulinarischen Happenings statt. Für das Café wird noch ein Betreiber gesucht. Interessierte melden sich direkt bei Thilo Egenberger.
Text: Klára Derda & Rita Schröck